Festanstellung für körperlich und geistig beeinträchtigten Kevin Struß
Hannoverscher Sportverein von 1896 e.V. setzt Zeichen für Inklusion
Der Spirit des Teamgeistes ist beim Hannoverschen Sportverein von 1896 e.V. schon sehr lange ein wichtiges Qualitätsmerkmal im Umgang mit Mitarbeitenden, Mitgliedern und Freunden des Vereins. Doch jetzt haben die Mitarbeitenden des Vereinszentrums gemeinsam ein mehr als beachtenswertes Zeichen gesetzt: Mit Kevin Struß (25) hat mit Wirkung vom 1. Oktober ein körperlicher und geistig behinderter junger Mann einen festen Arbeitsvertrag im Vereinszentrum unterschrieben.
Win-Win-Situation
„Das ist ein wichtiges Zeichen in der hannoverschen Sportwelt“, sagt Katharina Freyberg, Geschäftsleiterin Sport und Kommunikation und eine der Befürworterin der Maßnahme. „Kevin ist ein ganz normaler junger Mann mit einer tollen Ausstrahlung und ganz viel Empathie für seine Mitmenschen und sein privates sowie berufliches Umfeld, es ist eine Win-Win-Situation, von der wir alle hier im Verein profitieren werden“, ergänzt Holger Apitius, der bei Hannover 96 Leiter der Abteilung Handicapsport und Inklusionsbeauftragter ist.
Festanstellung nach Praktikum
Er kennt Kevin schon seit vielen Jahren und war und ist einer der Förderer des 25-jährigen. „Schon seit einiger Zeit haben wir daran gearbeitet, Kevin in eine Festanstellung zu bringen.“ Dann kam der Vorschlag bei allen Verantwortlichen im Vereinszentrum so supergut an, sodass Kevin zuerst zu einem Praktikum quer durch die Abteilungen eingeladen wurde, um ihn nun, mit Wirkung vom 1. Oktober, fest als Mitarbeiter zu verpflichten.
Freude bei Teamleiterinnen
Carolin Friedrich, Teamleiterin Verwaltung, ist begeistert: „Wir als größter Verein Niedersachsens sehen uns auch als Vorbild und Motivator für andere Vereine und Unternehmen, es uns gleichzutun. Es ist überaus wichtig, dass wir Inklusion leben und vorleben und allen unseren Mitgliedern und dem Umfeld des Vereins zeigen, welch große Freude es macht, diesen Schritt zu gehen. Kevin ist für uns alle ein Gewinn und ein Mehrwert.“ Lea Waldeck, Teamleiterin Kinder- und Jugendsport: „Durch Kevins Arbeit in den Sporthallen, hoffe ich, viele weitere Eltern mit Kindern mit Handicap zu ermutigen, zu unserem Sportangebot zu kommen. Eventuell fehlende Voraussetzungen kann Kevin erkennen und in Zusammenarbeit mit dem ganzen Team schaffen.“ Ab sofort arbeitet Kevin für 25 Stunden die Woche je nach Bedarf in den Teams mit.
Unterstützung vom Integrationsfachdienst Wunstorf und der Eingliederungshilfe der Region Hannover
Holger Apitius erläutert auch die Rahmenbedingungen und Förderungen, die es möglich gemacht haben, dass der Schritt einer Festeinstellung möglich geworden ist: „Kevin und der Arbeitgeber Hannover 96 wurden vom Integrationsfachdienst Wunstorf zum Budget für Arbeit beraten und beim Umsetzungsprozess begleitet. Der Integrationsfachdienst hat außerdem den Kontakt hergestellt zur Eingliederungshilfe Region Hannover. Die Eingliederungshilfe Region Hannover ist Leistungsträger des Budgets für Arbeit im Falle von Kevin und hat das Budget in kurzer Zeit bearbeitet und umgesetzt. Das Budget für Arbeit ist eine Alternative für Menschen, die in Werkstätten für Menschen mit Behinderung arbeiten oder arbeiten könnten, dass aber nicht (mehr) wollen. Mit dem Budget für Arbeit können sie auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten. Der Arbeitgeber erhält dauerhaft einen finanziellen Zuschuss.“
„Jackpot“ für Kevin Struß
Für Kevin Struß selbst ist das alles noch ein wenig aufregend: „Ich konnte es erst gar nicht glauben, dass das geklappt hat. Ich bin allen Beteiligten überaus dankbar, dass ich die Chance habe, in diesem tollen Verein mitarbeiten zu dürfen. Für mich ist das ein Jackpot.“ Aber der 25-jährige Hannoveraner ist auch überaus selbstbewusst, wenn er sagt: „Ich habe schon viele Ideen, was ich machen möchte.“
Einbindung beim Thema Social Media
Das Thema soziale Medien soll ebenfalls großgeschrieben werden. Dennis Hoffmann, Teamleiter Marketing: „Gemeinsam mit Kevin werden wir unsere sozialen Medien nicht gänzlich aber zumindest größtenteils so gestalten, dass die Texte von Menschen mit einer Beeinträchtigung besser gelesen werden können. Für die Erstellung der Texte in einfacher Sprache greifen wir auf künstliche Intelligenz, kurz KI, zurück. Kevin ist aber natürlich die finale Instanz. Er sagt, ob die Texte verständlich sind oder ob wir sie nochmal überarbeiten müssen. Ich glaube nicht, dass wir auf diese Maßnahme ohne Kevin gekommen wären.“
Aktiver Fußballer bei 96
Kevin Struß ist seit sechs Jahren Mitglied bei Hannover 96. Seine große Liebe ist Fußball, den er auch selbst im Verein spielt. Bereits seit längerer Zeit ist er Teilhabeberater für die Special Olympics.